Beratungslehrerinnen unterstützen bei persönlichen Problemen
Erwachsen werden ist nicht leicht – und auch das Umfeld Schule sorgt manchmal für Situationen, in denen Schülerinnen mit ihrem Alltag überfordert sind. Gut, wenn es jemanden gibt, dem man sich anvertrauen kann. Sara Brengelmann und Linda Windhaus, Lehrerinnen an der Liebfrauenschule, haben nun ihre Zusatzqualifaktion zur Beratungslehrerin erfolgreich absolviert und möchten Mädchen, die mit Problemen zu kämpfen haben, beratend zur Seite stehen. Wir haben sie nun zum Interview getroffen, in dem sie über ihre Arbeit berichten .
Was hat euch dazu bewogen, die Zusatzausbildung zur Beratungslehrerin zu machen?
Sara Brengelmann: Ich finde, gerade in der Schule geht es häufig noch zu sehr um das Notenbild und die Leistungen der Schüler*innen und zu wenig um den einzelnen Menschen, der sich dahinter verbirgt. Vielleicht ist das ein Grund, dass ich mich relativ schnell für die Zusatzausbildung entschieden habe.
Linda Windhaus: Das Angebot einer Zusatzausbildung zur Beratungslehrkraft hat mich direkt angesprochen, da ich mich bereits seit Beginn meines Studiums mit den Bereichen der Pädagogik und der Schulpsychologie befasst habe. Ausschlaggebend sind sicherlich auch die vielen Erfahrungen, die ich im Rahmen meiner Unterrichtstätigkeit an verschiedenen Schulformen sammeln konnte.
Was ist euer Aufgabenfeld im Rahmen dieser Tätigkeit?
Windhaus: Wir sind Ansprechpartnerinnen für alle Schülerinnen, für die Eltern und Erziehungsberechtigten unserer Schülerinnen sowie für die Kolleg*innen. Wir nehmen uns Zeit für Gespräche. Unsere Beratung versteht sich dabei als Hilfe zur Selbsthilfe, d.h. wir begleiten und unterstützen Ratsuchende auf dem Weg zur Problemlösung. Wir suchen also gemeinsam nach einer möglichen Lösung, damit es wieder aufwärts geht.
Mit welchen Problemen können Schülerinnen zu euch kommen?
Brengelmann: Dass das Aufgabenfeld wirklich vielseitig ist, habe ich in den letzten anderthalb Jahren schon erfahren dürfen. Schülerinnen, Eltern und auch Kolleg*Innen kommen mit den verschiedensten Belangen oder Problemen zu uns. Unser Job ist es dann, im Sinne der Systematischen Beratung gemeinsam mit den Ratsuchenden Zielperspektiven zu entwickeln und diese auf ihrem Weg, sich dem Ziel anzunähern, zu begleiten. Es gibt also nicht DAS Problem und häufig ist es auch nicht „nur eine Kleinigkeit, die eh keinen interessiert“. Wenn jemand nach einem neutralen Gesprächspartner sucht, sind wir vielleicht die richtigen.
Werden automatisch auch die Eltern informiert?
Windhaus: Wir Beratungslehrerinnen haben Schweigepflicht. Wenn es gewünscht wird, führen wir auch mit den Eltern Gespräche, sie werden aber nicht automatisch informiert.
Wie können Schülerinnen euch kontaktieren?
Windhaus: Die Schülerinnen können z.B. in der Pause im Lehrerzimmer nach den Beratungslehrerinnen fragen. Es ist auch möglich, die (Klassen-)Lehrer/innen zu bitten, einen Termin zu vereinbaren. Man kann uns auch eine E-Mail über iServ schreiben
Brengelmann: Falls sich eine Schülerin nicht alleine zum Gespräch traut, kann sie auch immer in Begleitung einer Freundin oder ihrer Eltern kommen.
Wann finden Beratungsgespräche statt?
Windhaus: In der Regel finden Beratungsgespräche nach individueller Absprache während der Unterrichtszeit statt. Wenn gewünscht, können wir auch nach der Schule einen Termin vereinbaren.
Wie ist das Feedback von Schülerinnen, die ihr schon beraten habt?
Brengelmann: Eine Schülerin kam neulich zu mir und sagte, sie käme, weil ihre Freundin ihr die Beratung empfohlen habe und es dieser schon viel besser gehe. Ich glaube ein besseres Feedback kann es kaum geben.
Windhaus: Die Schülerinnen sind manchmal aufgeregt, doch dies legt sich in der Regel ganz schnell, da es uns darum geht, die Anliegen in ruhiger Atmosphäre zu besprechen. Häufig sind die Schülerinnen nach einem Gesprächstermin ganz erleichtert, da sie ihr Problem dann mit einer konkreten Idee und Zielsetzung angehen können. Hilfreich ist für viele Schülerinnen auch die Möglichkeit, sich mehrfach zu treffen, um das Thema von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten und dabei verschiedene Methoden anzuwenden.
Was möchtet ihr Schülerinnen, die an eurem Angebot interessiert sind, noch mit auf den Weg geben?
Brengelmann: Es ist aus meiner Sicht niemals eine Schwäche, sich Hilfe zu holen. Sich in einer Lage, in der man nicht weiter weiß, an jemanden zu wenden und nach Hilfe zu fragen, erfordert unglaublich viel Mut und zeugt von Stärke. Diesen Mut wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Interviews.