Vom ULF in die Politik – Ehemalige Schülerinnen berichten

Im Rahmen des Ehemaligentalks, der nach seiner Premiere im letzten Jahr am vergangenen Montag seine Fortsetzung zum Thema „Frauen in der Politik“ fand, durfte sich die Schulgemeinschaft über prominenten Besuch aus den Reihen ehemaliger Schülerinnen freuen. Mit Simone Göhner (CDU), Ilka Middelbeck (Die Grünen), Katja Suding (FDP) und Dr. Henrike Voet (CDU) nahmen gleich vier Politikerinnen auf der Bühne unserer Schule Platz, um den zahlreich erschienenen Gästen einen Einblick hinter die politischen Kulissen zu geben und von ihren Erfahrungen zu berichten. Moderiert wurde die Veranstaltung von den Schülersprecherinnen Milla Gelhaus und Sophie Ostermann, die souverän durch die Veranstaltung führten und die Politikerinnen immer wieder ins Gespräch miteinander brachten.

So berichtete Katja Suding, die sich mittlerweile aus der Politik zurückgezogen hat, aus ihrer aktiven Zeit, in der sie einen beinahe kometenhaften Aufstieg an die Spitze der FDP erlebte und an der Seite des heutigen Finanzministers Christian Lindner das politische Comeback der Liberalen organisierte. „Ich hatte am Anfang 80-90 Stunden-Wochen, in denen mein Privatleben sehr auf der Strecke blieb“, so die ehemalige Bundestagsabgeordnete (2017-2021), die im Talk aber auch auf ihre schönsten Momente zurückblickte. So gelang es ihr etwa im Zusammenspiel mehrerer Parteien aus der Opposition heraus die Schuldenbremse in der Verfassung zu implementieren, die derzeit wieder in aller Munde ist. Sehr nachdenklich stimmte die Beteiligten ihre Erfahrung mit „Hatz und Hetze“ in den sozialen Medien, die das „politische Engagement schwierig“ mache. So sei es nicht nur einmal vorgekommen, dass Anfeindungen dieser Art direkt an das Bundeskriminalamt weitergeleitet worden sein, sodass hier eine „bedenkliche Tendenz“ erkennbar sei. Nicht zuletzt dieser Umstand habe letztlich auch zu ihrem politischen Rückzug vor zwei Jahren geführt: „Ich wollte mein Leben zurück“, so Suding.

Simone Göhner, die 1984 ihr Abitur an der Liebfrauenschule abgelegt hatte und nun unter anderem Ratsvorsitzende der Stadt Vechta sowie CDU-Kreisvorsitzende ist, berichtete beispielsweise von der zahlenmäßigen Überlegenheit von Männern in der Politik, was sie gleichzeitig mit dem Aufruf an die anwesenden Oberstufenschülerinnen verband, sich politisch zu engagieren. Göhner wendete indes auch den Blick auf die Auswirkungen einer reinen Mädchenschule auf die Erziehung von Mädchen: „Es macht was mit Mädchen, wenn in jedem Fach Mädchen die Besten sind“. Und so zog sie auch eine direkte Verbindung zur politischen Landschaft: „ULFEN sind hier überrepräsentiert“.

Die heutige Bürgermeisterin der Stadt Lohne, Dr. Henrike Voet, wies in diesem Zusammenhang auf die Besonderheit im Umgang mit Frauen in der Politik hin. So stünden ihrer Meinung nach Frauen in der Politik im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen noch stärker unter Beobachtung: „Frauen müssen mehr liefern, weil wir kritischer beäugt werden.“ Zudem berichtete sie von Erlebnissen aus dem Wahlkampf, bei denen sie mit Fragen konfrontiert worden sei, „die einem Mann so nie gestellt worden wären“. Im Umgang mit Kritik sei „ein dickes Fell“ besonders wichtig, nichtsdestotrotz schätze sie ihre Arbeit als Bürgermeisterin sehr. Vor allem die Tatsache, jeden Tag viele neue und unterschiedliche Menschen kennenzulernen, mache das Bürgermeisteramt so abwechslungsreich.

Als jüngste Politikerin berichtete Ilka Middelbeck (Abitur 2019) über ihre ersten Schritte in der Politik. Den Funken für das politische Interesse habe bei ihr der Politikunterricht im Kurs von Paul Riemann gesetzt, in dem unter der Rubrik „Politik aktuell“ regelmäßig die politische Gemengelager diskutiert worden sei. Besonders lehrreich sei für sie ihre erste Sitzung im Kulturausschuss gewesen, die sie in ihrer Funktion als Vorsitzende habe leiten müssen. Hier habe sich für sie gezeigt, dass Politik nach dem Prinzip „learning by doing“ funktioniere und es keine Ausbildung für Politiker/innen gebe. Gleichwohl warb Middelbeck für politisches Engagement unter den anwesenden Schülerinnen und stellte ein Mentorenprogramm der Stadt Vechta vor, dass es Interessierten ermögliche, unverbindlich in die Politik hineinzuschnuppern und aktiven Politiker/innen über die Schulter zu schauen.

Am Ende eines kurzweiligen Abends bedankte sich Schulleiterin Christina Meyer bei allen Beteiligten für den äußerst informativen Austausch und die gelungene Fortsetzung des Formats, auf dessen dritten Teil man schon jetzt gespannt sein darf.